Ein neues Angebot für Menschen mit Alkoholabhängigkeit im Raum Wels Land
Antabus-Ambulanz – „ANTABA“ An der Psychiatrischen Abteilung, Klinikum Wels-Grieskirchen GmbH
Kontaktperson:
DSA Volker Chmel-Gregora, MSc
Psychiatrische Abteilung Wels, Tel.: 07242-415-94676
Ausgangssituation
An der Psychiatrischen Abteilung in Wels betreuen wir alkoholabhängige Patienten, die zwar einen ernsthaften Abstinenzwunsch haben und intensiv an der Erreichung ihres Ziels arbeiten – aber trotzdem immer wieder schwere Rückfälle erleben müssen.
Um dieser speziellen Patientengruppe ein zusätzliches Behandlungsangebot anbieten zu können, haben wir das Konzept der Antabus-Ambulanz am Klinikum München-Schwabing studiert und für die Ansprüche unserer Patienten adaptiert. Nach einigen Vorarbeiten konnte die neue Spezial-Ambulanz mit dem Namen „ANTABA“ am 7.7.2015 offiziell starten.
Zugangsvoraussetzungen
- langjährige Abhängigkeit
- weiterhin bestehender riskanter Konsum
- Motivation zur Abstinenz
- persönliche Achtsamkeit auf Gesundheit
- Bündnisfähigkeit
- körperliche Eignung für Disulfiram
- Verträglichkeit von Disulfiram
- negatives Drogenscreening
Das Medikament
Das Medikament „Antabus“, bzw. der Wirkstoff Disulfiram, greift in den Leberstoffwechsel ein, sodass der Alkohol-Abbau auf der Stufe des toxischen „Acetaldehyds“ zum Stehen kommt. Dabei entsteht ein 5 bis 10 Mal höherer Acetaldehyd-Blutspiegel mit toxischer Auswirkung, was zu den typischen Symptomen der Disulfiram-Alkohol-Reaktion führt.
Symptome der Disulfiram-Alkohol-Reaktion
- Schwindel
- Atemnot
- Übelkeit, Erbrechen
- Blutdruckkrisen
- Herzrasen
- pochende Kopfschmerzen
- Taubheit in den Extremitäten
- Acetaldehydgeruch
4 Behandlungsphasen in der Antabus-Ambulanz – Klinikum Wels
1. stationärer Aufenthalt
Nach Abklingen des körperlichen Entzugs („Entgiftung“), der in der Regel 3 bis 5 Tage dauert, werden die Patienten bei einem weiteren stationären Aufenthalt ausführlich über Möglichkeiten, Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken des Medikaments aufgeklärt und es werden die körperlichen Voraussetzungen für die Disulfiram-Etablierung überprüft. Patienten, die sich für die Teilnahme an der Antabus-Therapie entscheiden werden auf Antabus eingestellt, bei guter Verträglichkeit wird eine fixe Dosis von 400 mg etabliert und die Patienten werden entlassen.
2. Ambulanzphase (Dauer: 2 Monate)
In der Ambulanzphase kommen die Patienten dreimal wöchentlich (Dienstag, Donnerstag, Samstag) zwischen 7.00-8.30 Uhr, an die Abteilung und nehmen 400mg Disulfiram „unter Sicht“ ein. In dieser Phase ist keine Beurlaubung möglich!
3. Gruppenphase I (Dauer: 1 Jahr)
In der Gruppenphase I nehmen Patienten einmal wöchentlich (Montag, 18.00-19.00 Uhr) an der „Antabus-Gruppe“ teil. Diese Gruppentherapie wird multiprofessionell geleitet (Ärzte, Psychologie, Pflege, Musiktherapie, Sozialarbeit). Dabei nehmen die Patienten weiterhin „unter Sicht“ 400mg Disulfiram ein, die restliche Wochendosis (2 mal 400mg) bekommen sie aber bereits mit nach Hause.
4. Gruppenphase II (Dauer: 1 Jahr)
Im Laufe der Gruppenphase II soll versucht werden, die Antabus Behandlung zu beenden. Um die Rückfallgefahr zu verringern sollen die Patienten weiterhin einmal wöchentlich die Antabus-Gruppe besuchen. Danach ist die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe empfehlenswert.
Wie erfolgreich ist die Behandlung für Alkoholabhängige?
Eine Studie des Isar-Amper-Klinikums München, von Juni 2002 bis März 2009 brachte folgende Ergebnisse:
- an der Studie nahmen 125 Patienten (40% Frauen) im Alter von 29-71 Jahren teil
- die Dauer der Abhängigkeit betrug im Mittel 17 +/- 8,4 Jahre.
- durchschnittlich hatten die Patienten 15,2 stationäre Entzugsbehandlungen und 182 Tage in Krankenhäusern wegen Entzugsbehandlung von Alkohol verbracht, bevor sie in das Disulfiram-Programm aufgenommen worden sind.
- sie absolvierten durchschnittlich drei Entwöhnungstherapien mit einer kumulativen Behandlungsdauer von 297 +/- 213 Tagen.
- nach den ersten 6 Monaten verblieben 70% der Patienten im Programm, nach einem Jahr 50% und ca. 30% der Patienten beendeten erfolgreich das volle Programm nach 2 Jahren.
Personenbezogene Begriffe schließen stets die weibliche und männliche Form ein.